ARGE kpa architekten / Bellorini Architekten / Weber + Brönnimann Landschaftsarchitekten
Siegerteam
Die Bebauung des Areals orientiert sich an der Lage und Geometrie der Geleise. Die Neubauvolumen beschränken sich somit auf den Raum zwischen diesen Geleisen und dem Mühlekanal. Durch die differenzierte Geschossigkeit wird eine angemessene Durchmischung der Gebäudekörper erreicht, welche das bisherige additive Prinzip der historischen Bebauung weiterstrickt. Im nördlichen Teil des Areals Richtung Bahnhof wird als neuer Auftakt ein Ergänzungsbau vorgeschlagen. Für den gesuchten Ensemblecharakter mit den bestehenden Gebäuden, sind ein massives Erdgeschoss sowie zwei Vollgeschosse angedacht. Das Gebäude ist präzise platziert, sodass es den darunterliegenden Kanal lesbar macht. Dieses Gebäude schafft zudem die visuelle Verbindung zum Dorfzentrum nördlich der Geleise. Für das neue Gebäude am Eingang des Areals ist nach Ansicht des Teams eine öffentliche Nutzung notwendig.
Von diesem neuen Auftakt beim Bahnübergang gelangt man über die Hauptachse hinter dem Hauptgebäude durch die neuen Volumen zu einer Treppe, welche aus dem Areal auf die Rörswilstrasse führt. Die Treppe gewährleistet den südlichen Zugang ins Areal wie auch zur Worble. Für den motorisierten Individualverkehr ist die Zufahrt in die Einstellhalle über die Rörswilstrasse vorgesehen.
Durch den Rückbau des historischen Hangargebäudes kann das durch das Team als Schatztruhe bezeichnete Hauptgebäude seine Rolle als Hauptakteur des Areals erst richtig entfalten. Aufgrund der wirtschaftlichen Anforderungen schlägt das Team ein diversifiziertes Nutzungskonzept für das Bestandsgebäude vor. Es könnte Platz bieten für eine kleine Bäckerei und ein Museum in den beiden Risaliten. In der Gebäudemitte könnte eine Gastronomienutzung entstehen, im Erdgeschoss in Form einer Lounge, im 1. Obergeschoss eines Restaurants. Dabei sollen Elemente aus der Zeit des Mühlebetriebs behalten werden können. Für den östlich an das Hauptgebäude angrenzenden Teil besteht die Nutzungsidee einer Fisch- und Pflanzenzucht im kleinen Rahmen. In den oberen Geschossen ist gemäss dem Team eine Vermietung von Seminarräumen, Unterkünften in Form von Ferienwohnungen und ein grosser Raum für Kurse und Gruppenaktivitäten (wie beispielsweise Yoga) denkbar. Die zwei Treppenhäuser werden positiv gewertet, dies verschafft Flexibilität und die Risalite funktionieren unabhängig voneinander. Die Bereiche in den Obergeschossen könnten dadurch separat vermietet und genutzt werden. Als Möglichkeit wird eine Bibliothek genannt, für das Erdgeschoss ist eine Kaffeebar vorstellbar. In der neuen Bebauung ist eine klassische Wohnnutzung vorgesehen. Die Übergänge zur Erdgeschossebene sollen fliessend, beispielsweise als Wohnateliers, interpretiert werden, sodass die Wohnnutzung im Erdgeschoss minimiert wird. Um Konfrontation zu vermeiden, gibt es keine einander direkt zugewandten Zimmer.
Über drei bis vier Stufen gelangt man aus der Bebauung in den grosszügigen Parkbereich. Das Wasser des Mühlekanals soll in verschiedenen Sequenzen freigelegt werden. Der kanalbegleitende Weg wird sehr positiv gewertet. Der Weg, der an den Park angrenzt, ist als Teil der Überbauung zu sehen und führt direkt und ohne Hindernisse zur Wegmühle beziehungsweise Richtung Worble, und eröffnet die Möglichkeit für einen weiterführenden Spaziergang nach Worb.
Das grosse Verdienst des Projekts ist die souveräne Art und Weise, wie es gelingt, die Geschichte des Ortes zum Leitfaden der zukünftigen baulichen und atmosphärischen Entwicklung des Areals zu machen und gleichzeitig die Dichte der Bebauung mit einer grossen weitrechenden Freifläche für alle zu ergänzen. Zudem gelingt diesem Projekt der Nachweis, dass der historisch wertvolle Bestandsbau zum lebendigen Zentrum des neuen Quartiers werden kann.